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Das andere Ende der Leine - 10 Schritte zur besseren Leinenführigkeit

 

Das Laufen an lockerer Leine ist für viele Hundehalter ein schier unerreichbares Ziel. Der Grund, warum es mit der lockeren Leine nicht klappen will, liegt oft an einer missverständlichen Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Sprich: Dein Hund hat einfach nicht verstanden, was du von ihm möchtest. Die folgenden 10 Schritte helfen dir das gemeinsame Leinelaufen wieder harmonischer zu gestalten.

 

 

1. DAS EQUIPMENT

Zieh deinem Hund ein gut sitzendes, weich gepolstertes Geschirr an. Hunde, die mit vollem Gewicht in der Leine hängen, sollten nicht am Halsband geführt werden. Neben langfristigen Gesundheitsrisiken bringt der ständige Druck am Hals auch Stress für den Vierbeiner mit sich. Ein gestresster Hund kann nicht lernen.

Verwende eine längere Leine, damit dein Hund sich auch bewegen kann. 3 – 5m-Leinen sind hier ideal. Ist deine Leine zu kurz (1 – 2 Meter), wird dein Hund fast automatisch ziehen, da er sich ja kaum bewegen kann. Um ihm aber ein neues Verhalten beizubringen, muss er dies auch zeigen können. Gib ihm also die Chance, dass die Leine durchhängen kann.

 

2. RICHTIGES VERHALTEN MARKERN UND BELOHNEN

Mit einem Clicker oder Markersignal, kannst du deinem Vierbeiner begreiflich machen, was du von ihm willst. Hat ein Hund erstmal gelernt, dass auf ein „Click“ oder ein bestimmtes Markerwort immer und unmittelbar eine Belohnung folgt, kannst du dies im Training einsetzen. Beim Leinentraining bedeutet dies, dass du markerst, sobald dein Vierbeiner an lockerer Leine neben dir läuft. Überlege dir als Hilfestellung einen fixen Punkt. Zum Beispiel kannst du immer dann markern, wenn dein Hund gerade auf Kniehöhe neben dir läuft. Für deinen Hund ist es so noch klarer, was du von ihm möchtest und für dich ist es ein guter Anhaltspunkt zu loben.

  

3. DAS ENDE DER LEINE MUSS VORHERSEHBAR SEIN

Hunde können lernen wie lang die Leine ist, die sie zur Verfügung haben. Damit sie das lernen können, muss die Leine auch immer gleich lang sein. Achte daher darauf, dass deine Führleine daher immer dieselbe Länge aufweist.  Wenn du die Leine einmal kürzer und ein anderes Mal wieder länger einstellst, macht das deinem Hund das Lernen unnötig schwer.

 

Ein „Leinen-Ende-Signal“ kann deinem Vierbeiner zusätzlich helfen. Hierbei kündigst du deinem Hund an, dass die Leine bald zu Ende sein wird. Als Signal kannst du ein Wort wie „slow“ verwenden oder einfach „brrrr“. Wähle etwas, das dir zusagt. Das Signal gibst du dem Hund IMMER kurz bevor sich die Leine spannt. Achte darauf, dass der Hund die Möglichkeit hat zu reagieren, in dem er langsamer wird. Gibst du also das Signal und der Hund wird tatsächlich langsamer – die Leine bleibt locker – lobst du ihn und ihr lauft gemeinsam weiter. Wichtig dabei ist, den Hund dort zu belohnen, wo er sich gerade befindet. Wenn du ihn also mit Leckerli belohnst, ist es besser, ihm das Leckerli zuzuwerfen, als ihn dafür zu dir kommen zu lassen. Schließlich soll der Vierbeiner ja nicht lernen auf das Signal „slow“ zu dir zu kommen.

 

Reagiert dein Hund nicht auf dein Leinen-Ende-Signal und spannt die Leine an, bleibst du stehen und gehst in die Gegenrichtung weg. Damit dein Hund nicht völlig überrumpelt wird, sprich ihn vor dem Richtungswechsel an und locke ihn stimmlich  mit dir mit. Läuft er nun an lockerer Leine mit dir, lobe ihn. Da du in diesem Fall das Mitkommen belohnen möchtest, ist es sinnvoll, dem Hund das Leckerli direkt bei dir zu füttern.

  

4. DIE GOLDENE REGEL

Die goldene Regel besagt: Erzeugt der Hund Spannung an der Leine – ob nach vorne, oder zur Seite – bleibst du sofort stehen. Du reagierst so prompt, als ob dein Hund eben ein Bremspedal durchgetreten hätte. Bleibe so lange stehen, wie Spannung auf der Leine ist (das kann anfangs etwas dauern…). Dreht sich dein Hund zu dir um, oder lockert er anderswie die Leine, gehst du augenblicklich weiter. Das Bremspedal ist gelöst. Wenn du im Trainingsmodus (siehe Schritt 8) bist, gilt diese Regel IMMER und ausnahmslos. Diese Regel ist vor allem bei sehr stürmischen Hunden wichtig. Du wirst nicht immer die Gelegenheit haben das Leinen-Ende-Signal zu geben. Hängt dein Hund also schon in der Leine, ist es essentiell, dass er mit diesem Verhalten nun keinen Erfolg hat. Auch hier kann es sinnvoll sein, den Hund anzusprechen und in die Gegenrichtung wegzugehen. Reagiert dein Hund auf das Ansprechen und läuft nun an lockerer Leine mit dir, belohne ihn sofort.

  

5. DAS RICHTIGE SETTING ZUM LERNEN

Mache die ersten Übungen in ablenkungsarmer Umgebung. Dein Wohnzimmer, der eigene Garten oder ein anderes ruhiges Fleckchen eignen sich hierfür. Dein Hund kann sich auf die neue Übung besser einlassen, wenn er sie in bekannter und reizarmer Umgebung kennenlernen darf. Andre Hunde, viel Verkehrslärm, spielende Kinder, Passanten etc. all das kann auf den Vierbeiner ablenkend wirken und seine Konzentration mindern. Ideal ist es auch, wenn du nicht gleich zu Beginn des Spaziergangs mit dem Üben beginnst. Dein Hund ist vermutlich noch voller Energie und muss erst mal im Gelände „ankommen“. Warte mit dem Trainieren bis etwas Ruhe eingekehrt ist oder mache am Schluss der Spazierrunde noch eine kleine Übungseinheit.

  

6. NICHT STUR GERADEAUS

Mach es dem Hund leichter durch Richtungswechsel. Die meisten Hunde finden es super schwer beim Geradeauslaufen konzentriert zu bleiben. Du kannst deinem Hund helfen aufmerksam zu bleiben, indem du anfangs vielen Richtungswechsel einbaust oder zickzack läufst. Gerade am Anfang des Trainings ist es nicht wichtig, möglichst lange Strecken zurück zu legen, sondern möglichst viele Erfolge zu feiern. Mache es deinem Hund daher so einfach wie möglich. Ein Richtungswechsel gibt Hunden, die gerne vorweg laufen die Chance, auf häufige Belohnung. Schließlich muss dich dein Hund wieder „einholen“, wenn du in die entgegengesetzte Richtung davon marschierst. Wenn er sich dann dabei auf Höhe deines Knies befindet, kannst du sofort markern und loben.

 

7. SETZE DEINE KÖRPERSPRACHE UND STIMME EIN

Hunde sind Körpersprachler und entsprechend reagieren sie auch auf die Körpersprache von uns Menschen. Wenn du also möchtest, dass dein Hund locker und entspannt an der Leine läuft, solltest du versuchen ihm diese Lockerheit und Entspannung vorzuleben. Schon klar, dass ist nicht immer möglich! Es gibt Momente in denen man angespannt ist. Achte aber darauf, dass du dann tief durchatmest und die Anspannung wieder aus deinen Körper lässt. Aber nicht nur unsere Stimmung hat Einfluss auf die Vierbeiner, sondern auch unsere Stimme. Sprich deinen Hund daher mit hoher und freundlicher Stimme an, wenn du ihn zu einem Richtungswechsel einlädst. Auch beim Loben nütze eine begeisterte Stimme, die deinem Hund ganz klar sagt: Das hast du toll gemacht!

  

8. KURZE und KLAR ABGEGRENZTE ÜBUNGSEINHEITEN

Kann dein Vierbeiner noch nicht lange Zeit am Stück an der durchhängenden Leine laufen, empfiehlt es sich zwischen Trainingsmodus und Nicht-Trainingsmodus zu wechseln. Befindet ihr euch im Trainingsmodus bist du 100% konsequent und es gelten alle vorher aufgestellten Regeln. Im Nicht-Trainingsmodus (wenn du es vielleicht mal eilig hast oder eine Übungspause machen möchtest), dürft ihr die Regeln vergessen. Damit auch dein Vierbeiner weiß, in welchem Modus ihr euch gerade befindet, solltest du dazu ein Signal einführen. Das kann ein Halstuch sein, dass der Hund trägt oder ein buntes Tüchlein, dass du an der Leine befestigst. Wichtig ist, dass dieses Signal-Tuch immer dann aufscheint, wenn es ans Training geht. Ist die Trainingseinheit beendet, verschwindet auch das Tüchlein. So ist für deinen Hund klar, was gerade Sache ist und du kannst Missverständnisse und Frust vermeiden.

 

 9. PAUSEN, ERHOLUNG und ENTSPANNUNG

Auch wenn wir Menschen es für selbstverständlich erachten, das Laufen an lockerer Leine verlangt unseren Hunden einiges ab. Gerade am Anfang eures Trainings ist es daher wichtig, kurze Übungseinheiten von ein paar Minuten zu machen und dann wieder in den Nicht-Trainingsmodus zu wechseln. So kann dein Hund zwischendurch immer wieder abschalten und der Lernerfolg stellt sich schneller ein. Für sehr gestresste Hunde bietet es sich generell an beim Spaziergang immer wieder „Ruheinseln“ zu schaffen. Das kann eine verkehrsberuhigte Seitenstraße oder eine etwas abgelegene Grünfläche sein, wo man dem Hund z. B. Futtersuchspiele anbieten kann. Durch den Einsatz seiner Nase kann er sich etwas beruhigen und der Stresslevel sinkt. Nach dem Spaziergang darf dann gerne regelmäßig etwas zum Kauen angeboten werden (Kong, oder Kauartikel). Denn Kaubewegungen bauen ebenfalls Spannung ab und helfen Erlebtes zu verarbeiten.

 

10. GEMEINSAM SPASS HABEN

Last but not least: Gemeinsam Spaß zu haben – auch und vor allem an der Leine – ist maßgeblich für euren Erfolg. Leinentraining soll euch beiden Spaß machen und die Leine soll nicht zum Symbol für Frust und Misserfolg werden. Was spricht dagegen, mit deinem Hund an der Leine zu spielen? Viele Hunde sind begeistert von einem gemeinsamen Zerrspiel oder dem gemeinsamen Suchen von zuvor versteckten Leckerlies im hohen Gras oder an Baumrinden. Dein Hund wird dadurch lernen, sich gerne in deiner Nähe aufzuhalten, weil man da oft was Tolles erleben kann. Er wird dadurch vermehrt auf dich achten und sich mehr an dir orientieren.

 

Achte daher stets auf die kleinen Erfolge von dir und deinem Hund und freu dich daran. Selbst wenn es einmal nicht klappt oder Fehler passieren, nimm es leicht! Wenn du konstant weiter übst, wird sich der Erfolg einstellen!

 

Viel Vergnügen beim gemeinsamen Üben!

 

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